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Edelmasse


Sonntag, 30. Juli 2006
Café und Hundstage
By fayerthag, 17:01



Fliege summt.
Biertropfen trocknet.
Zucker in bunter Papierverpackung.
Wenn unterm Keller die Metro grollt,
vibrieren Hocker und Theke,
zittert in der winzigen Schale der Löffel.
Klimaanlage surrt.

Im kleinen Café brennen die Lichter den ganzen Tag,
doch wenn du eintrittst
aus dem glühenden Sonnentag,
bist du für Augenblicke
blind.

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Gehorsamst gedichtet
By fayerthag, 15:10

Für Hunde und für Babys ist der Mond nur ein Lampion, nach dem man greift, den man beheult. Dann, später, aber nicht viel weiter, setzt man bequem sich hin, um Ewigkeit zu schaffen auf dem Papier.

Herz/Schmerz, Brust/Lust und blutrot/tot auch muss dem Genie jetzt dienen, um im gereimten Tone zu ergehen sich in Platitüden. Geist ist wohl nicht darin, doch vor dem eignen Werke quillt des Schöpfers Träne der Bewunderung, und jene, deren Aufguss gestern er gelobt, sind nun beflissen, diesen Dienst geschäftig zu erwidern.

O holde Kunst, kuhäugig Sanfte, verzeih den hausbacknen Jüngern wie auch Jüngerinnen, die, da sie Schreiben lernten, nun auch Dichten wollen. Ich will für dich sie trösten:


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Freitag, 28. Juli 2006
Die Gier der frühen Tage ist erloschen
By fayerthag, 16:26


Die Gier der frühen Tage ist erloschen,
die Lust der Reifezeit vorbei.
Ich denke Herbst und fürchte Winter,
und doch gibt mich mein Blut nicht frei.

Was meine Blicke lüstern tasten,
bleibt im Gehirn, der Weg ist weit.
Noch sind in mir die Sinne wach,
doch zu der Sinnlichkeit
steift sich nicht mehr das Glied,
bleibt leer der Becher der Begehrlichkeit.

Was Frühling war und Sommer,
ist wehmütig Erinnern,
für wie lange noch?
Dann ist auch das vorbei.
Horch wie es pocht und stampft
mein Herz des Nachts…
Der Rest ist Einerlei.

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Sanfter Schlächter
By fayerthag, 14:55


Wo find ich die Zauberklänge,
dämmerndes Nebelschwingen,
wenn im Froste die Blüten erstarren,
kühler Nächte sanftes Fließen,
Trauern verratener Liebe?

Sanft sei das schmeichelnde Wort ,
das durch samtene Haut
schmerzhaft Herzen betastet,
Seidenstrumpfreime
atmend belispelt!


Zuschlagen müsste man
mit in Kot und Blut
gehärtetem Wortstahl!
Zertrümmern das Süße,
die feengleich verspielte,
nächtliche Träumerin
mit dem Worthammer zerbrechen.

Leg auf den Amboss das Herz,
der Schneidebrenner verseng es,
und schlag deine Zunge ans Kreuz.
Wenn der rauchende Strahlpilz
zerfrisst das geschmolzene Fleisch
bleibt von Knochen nur Staub.

Wenn dann nach Jahren wieder
Flechten und Moose, vielleicht sogar Ratten,
dort wo einst Menschen lebten und liebten
wieder sich wagen,
wird wohl kein Dichter sich finden,
der auf verkarsteter Steppe,
wo kein Vogel mehr singt
die erblindeten Augen hebt,
weil kein Sang das Vergessen zerbricht.

Wer aber schwingt die Axt
und verbrennt auf dem Jahrmarkt
der feilen Krematorien
die liebestrunknen Frühlingsleiber,
um mit des Kitsches Asche
der Dichter Bohnensuppe
neu zu würzen?


Ach, überspitzt sind und schwer
die Ekstasen metrischer Phrasen,
die sich im Bildschirm versöhnen.
Lausche des Zaungasts spießriges Stöhnen,
wenn sein Gelee er ins Kleenex verspritzt.

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Mittwoch, 26. Juli 2006
Drauflos gestottert!
By fayerthag, 12:42


Hast du die Übergänge ausgelotet
Durch die Gedankenabschaum nächtens schleicht
Um sich dort hinzulagern
wo du ohne Wehr
Dich dem Verderben ausgeliefert siehst
Und dem Verrate deines alten Glaubens?
Wirf hin dich zu den Füßen deiner Träume,
Die du noch gestern hast gelebt,
Als wäre wie der Schnee
Der uns das Werdende verhüllt,
Von jenen Hügeln abgeschmolzen.
Blieb also eine Reue oder ein Gram
Oder die Senke des Verderbens, nie entleert.


Die Kreise runden meine Sicht,
In der die Dinge sich begrenzen,
Ob ich am Ende schau das Licht
Oder verkümmre im Faulenzen,
Das wird wohl eine Lockre sagen,
Von der ich nur den Namen kenne,
Wenn jene mich zu zeigen wagen,
Die ich zuerst mit ähhh bekenne…


Du schreibst die Worte
Wartest, dass sich Sinn dazu geselle
Den Dünnschiss deiner Poesie verdickend
Rühr ich mein Süppchen an

Und wie einst Adam stieg in seine Badehose
Da dacht er schon an die bewusste Chose

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Archaische Szene
By fayerthag, 12:27

 
Die langen Schatten
und die Nächte sind vorbei,
voll Schemen und versteckten Buhlen.
Im grellen Lichte reißt man sie entzwei
und wirft ihr giftig Mark zum Fraß den Ratten
vor, die sich im Blute suhlen.

Ein kalter Regen,
der die Sonne weggeschwemmt,
beweint des trüben Tages Reste.
Im Sturm der Nix sich gegen Weiden stemmt
und seine schleimig Rückenmuskel gegen
Blätter reibt und morsche Äste.

Vom hohen Berge
steigt herab nun der Prophet,
befiehlt, dass Sturm, dass Regen schweige.
Der Wassermann und seine Brut vergeht.
Ans andere Ufer rudert sie der Ferge.
Still! Der Lockruf ferner Geige…



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Schwächling
By fayerthag, 12:21


Es war bei Nacht, mich quälte der Gedanke,
ob ich getan, was man von mir verlangt,
was ich gefürchtet und wovor gebangt.
Da senkte sich auf mich die dunkle Schranke.

Die Gutes von mir wollten ohne Danke,
mit Peitschenhieben wurden sie bedankt.
An meinem Hasse war ich so erkrankt,
dass er mich niederschlug mit blinder Pranke.

Vor Schmerzen brüllend stürmt ich durch die Gassen.
Mit schwarzen Masken schreckten mich die Massen.
Ich schrie und schlug die Hände vors Gesicht.

Ich eilt zurück ins wohlvertraute Haus.
Die Decke übern Kopf schlief ich mich aus.
Der Morgen kam. Der Traum zerschmolz im Licht.

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Dienstag, 11. Juli 2006
Welschgekauder oder die Rückschöpfung
By fayerthag, 17:33


Wieviel Träume hält mein schwarzer Strumpf,
der Strumpf von meiner Großmama?

Wie schnell er läuft,
läuft auch die Masche
und wohin?

Wenn ich bedenke,
wo sie enden sollte,
tritt Schweiß auf meine Stirn,
und zart beginnt im Unterleib
ein Zirpen!

Wie schnell ist mein Gehirn!
Bist ein Kenyate du,
der Breitgedanken einer,
oder läufst durch die Tiefen
die Zusatzmeile?

Wie schreit die Nacht,
wie dunkel ist der Schmerz
der grünen obdachlosen Ratten,
die durch das Sumpfgemüse waten und trippeln,
dass es sich lohnen könnte,
einmal durch ihre Brunst zu schneiden?

Dann aber kam der eine, den keiner noch gesehen,
wenn auch erwartet durch die Zeiten,
und schlug sich auf die Brust:
So soll es sein,
stand doch geschrieben auf den alten Rollen,
die in den Wüstenspielen
unter edlen Hufen sich verbogen!

So soll es sein!
Aber sie wollten andere Worte,
sie wollten andere Zeichen,
das andre Leben wollten sie,
alles und gleich und jetzt
für alle, doch ein jeder
nur für sich und was ihn reizte.

Das konnte er nicht geben,
wohl war ihm Macht
und keine Stunde fehlte
doch drehte er sich um,
und jener andere hob das Schwert,
er hob es und,
ein weißer Blitz stach in das Sein von allen,
die es einmal waren,
dass nun ihr Schrei, ihr Mut zerbrach,
erstickt' ihr Tanz im Schweigen.

Im Licht zerflossen alte Schatten
hin zu des heilgen Flusses Ufer,
bis an die Knöchel dessen,
der nun die Trauer legte in sein Schreiten.

Doch wie er ging,  schwand auch
das Wasser, alles Feste und das Licht,
und nichts, das blieb,
und nichts, das ward.

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Montag, 10. Juli 2006
Tektonik
By fayerthag, 00:20

Tektonik

Unten schläft der gelbe Riese.
Sein Schnarchen löst den Steinschlag,
Und Risse tun sich auf in fester Kruste,
Aus denen übelriechend Dämpfe schwefeln.

Mit den Gezeiten schlägt sein Herz,
Doch seit Äonen ist sein Aug geschlossen
Und seine Ohren gräbt er in die Glut,
Aus denen manchmal Träume wirr sich lösen,

Um, wie im Wasser blasig Luft sich hebt,
Den Schlaf des schlanken Jünglings
Und des Säufer Halluzinationen
aufzusuchen und als Zauber sich verdingen.

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Freitag, 07. Juli 2006
Hirnzehen
By fayerthag, 17:01

Zehen tasten am feuchten Boden nach Griff,
Zunge nach Zahnbelag in dem Verlangen
nach Rauch, der zum Husten zerreißt,
damit der Magen die Stöße des Hungers leichter erträgt.

Den Zehen bleibt die Last des Begreifens,
des Tastens auf nassem, glitschigen Boden.
Doch sie sind eingewachsen, die Nägel der Zehen,
und so schmerzt jeder Schritt.

Auch die Gedanken sind eingewachsen
über den Ohren in die Schädeldecke,
auf der die Stadt liegt,
die auf der Stadt liegt,
durch die die Stadt zieht,
aber kein Himmel!

Kein Himmel
über der Schale aus Knochen.
In Fleisch gehüllt, vom Blutstrom umpulst,
hockt Empfindung schleimig hinter brennendem Atem.

Die Sandalen werd’ ich zum Schlachthof bringen
oder zum Schuster
oder zu einem, der den Hammer schwingt
und zu Brei oder Bröseln zermalmt
die Nägel, die Zehen oder auch die Hirnschale,
vielleicht auch den Himmel.
Wo ist denn schon der Unterschied?

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