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Freitag, 16. Februar 2007
Wenn auch das Schöne
nicht bleibt,
abfällt, verdorrt
wie die Früchte
des wilden Feigenbaumes,
der seine Süße
dem sanften Wehen des Windes
zaghaft verschenkt,
so findet spät,
wenn das Alter schon
seine Gerbfinger
auf die Haut legte,
Ebenmaß noch
das liebende Auge,
und zur Liebkosung
hebt sich die Hand.
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Mittwoch, 17. Januar 2007
Es stieg
aus dem Herd der Hirten
ein Sternschrei, blutrot und böse.
Die Herden kalbten.
Nein! sagte der trunkene Dichter,
doch das qualmende Opferfeuer
versengt seinen Bart,
verhöhnt seine Reime,
zerstört und erstickt
sein Gewinsel.
Narren!
Hirne, ausgebrannt von der Rückschau,
gibt eigener Tod Euch nicht genug?
Noch wirft den Schatten
die sinkende Sonne:
wartet, er wächst
zur alles verschlingenden Nacht.
Wenn sie die Mauern sprengen,
hält ihre Wut
selbst vor der Klage nicht an,
denn der Wind wirbelt das Sandkorn
auch durch geschlossene Tore
und vom gewaltigen Tempel
bleibt nur Erinnerung und Staub.
Freitag, 22. Dezember 2006
Wenn du aufschaust,
einen Augenblick nur unterbrichst deine Hast,
kannst du vielleicht
das Christkind sehen
oder den Weihnachtsmann,
die sich ganz schnell hinter der Türe verstecken.
Dann findest du einmal ein langes seidenes Haar,
das du auf den Weihnachtsbaum hängst,
oder auch eine struppige Borste,
die dem weißen Bart des Weihnachtsmannes
entfiel.
Selbst aber wenn du zu langsam bist
bei diesem Spiel
und nur noch den Geruch
von Zimt oder Anis
an deiner Nase vorbeiziehen spürst,
kannst du ans Fenster treten
und in die Nacht hinausblicken,
die für dich einen Lichterbaum aufgestellt hat,
ganz ohne dein Zutun.
Streck deine Hand hinaus,
aber sei vorsichtig, denn kalt weht der Wind herein.
Vielleicht fällt dir eine kleine Flocke auf den Handrücken,
dass du zurückzuckst,
sie an deine Lippen führst und sie spürst
wie den zarten Kuss der Mutter
in deiner Kindheit.
Montag, 06. November 2006
Wäre der Laut noch gegeben
den Schlafenden vor dem Entschlafen,
um zu uns, die sie bewachen,
den Wortsteg zu bauen,
wie klänge dann diese Stimme,
aus Dies– und dem Jenseits
geformt im onirischen Zwischenbereiche?
Vielleicht, dass dann auch
mit zögernd tastendem Fuß
lauschend ein Dichter sich näherte,
der den tanzenden Ton
des erwachenden Todes
füllte ins torkelnde Lied
seiner verkündenden Sprache.
Mittwoch, 27. September 2006
Sie haben es geahnt, doch nie gewusst,
Ob es ein unbedachter Flossenschlag,
ein kosmisch Grollen in der dunklen Tiefe,
vielleicht auch eines Gottes liebend Hauch,
dem Nichts entsteigend, sie zu sich gebar.
Nur jener Auftrag ward in ihnen rege
„zum Lichte hin, zum Ufer musst du wandern
als Bote eines unbekannten Großen…“
Sie sind in sich und ruhen in Bewegung
und steigen, sinken in sich selbst verschlungen,
zum Ziele hin gerichtet, zu dem Ufer,
von dem die Botschaft, die Verheißung sprach.
In ihrer Fülle bergen sie das Leben,
den Tod, durch den das Leben wiederkehrt
und neu gestaltet, was verschwunden schien,
im Ritornell der tränenlosen Kraft.
Wenn eines Tages dann sich hebt ein Felsen,
ein Festland ihnen sich entgegenstemmt,
dann geht es wie ein Aufschrei durch ihr Sein
und ihre liebevolle Bindung reißt,
dass sie sich bäumen in gehetzter Jagd,
sich selber geißelnd, andre überschulternd,
zerbrechend, wenn sie der Umarmung fliehen
und sich in tödlich weißer Gischt verstrahlen.
Ob jemals einer einem Ufer zuträgt,
was als geheime Botschaft in ihm war,
im unbekannten Ursprung aufgetragen?
Die Ufer schweigen. Stöhnend klagt das Meer.
Samstag, 23. September 2006
Sie kommen von ferne,
weit aus den Tiefen des Ozeans,
um,
wie sie dem Ufer sich nähern,
zu Gischt zu zerbrechen
und hell aufzuleuchten,
einmal.
Aber dann werden sie verschluckt
von jenen, die ihnen folgen,
ohne jemals
das Ufer
zu erreichen.
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