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Edelmasse


Du befindest dich in der Kategorie: C. Einblicke und Eindrücke

Dienstag, 06. März 2007
Vorbei
By fayerthag, 14:43


Bei dir hab ich mich wie daheim gefühlt.
Was heißt das schon: gefühlt – daheim - bei dir?
Wenn die Begierde einmal abgekühlt,
hebt Unruh oder Gleichmut das Visier.

Erinnerst du dich noch der ersten Stunden,
die wir verwirrt zerredet und verdeutet,
denn unser Wort war, unser Sinn gebunden;
wir fühlten edel uns - und ausgebeutet.

Dann jene Zeit, in der wir alles hatten,
wovon wir einst geträumt, doch nie geglaubt,
dass wir so bald am Glücke uns ermatten
und unser reines Liebeslicht verstaubt.

So wurden aus den Lenden Schenkel wieder,
und Beine, die einst Fingerkuppen reizten,
zu Gehwerkzeugen, ganz banale Glieder,
die früher nicht nur aus Routine sich spreizten.

Am Sonntag lagen wir im Bett und dachten,
ob wohl der große Rausch vorüber sei?
Das war's, was nun? so meint ich und wir lachten
und lebten weiter, als wär nichts dabei.




P.S. Ich weiß, dass Kästners Sachliche Romanze besser ist!

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Montag, 19. Februar 2007
Place de Clichy
By fayerthag, 15:54



Röchelnd aus der Metro aufgeriss'nen Schlünden
tauchen auf und stürzen hastig ins Gemenge
auf den Straßen, die von allen Seiten münden,
Menschenmassen, während andre durch die Gänge,
die zur U-Bahn führen, drängend sich beeilen.

Der Boulevard kann kaum den Fahrzeugbrei zerteilen.
Mit langen Armen schiebt er rote Autobusse
durch brodelndes Gewühle nach der Vorstadt hin,
zum Zentrum auch, nur weg von sich, doch bleibt zum Schlusse
es unverändert so wie es am Anbeginn.

Die breiten Scheiben der Veranden der Bistros
sie hemmen kaum den Lärm, der von der Straße dringt.
An Tischchen hocken die Touristen dos-à-dos,
man lacht und freut sich, dass man hier ist, und man trinkt,
sagt Olala! How great! und zeigt mit nacktem Finger

zur andern Straßenseite, wo die jungen Dinger
wie Bienenschwärme drängen aus dem Tor der Schule,
beäugt von einer Horde Burschen voller Gier.
Dann Hand in Hand verschwinden Heteros und Schwule
und suchen in der Pizzeria ihr Pläsier.

Bei Coca Cola, Zigaretten oder Joint
beschließt man leicht, mit wem und wo sich amüsieren.
Wer dabei übrig bleibt, vielleicht hinüberstreunt
zum Filmpalast, im dunklen Saale zu riskieren
vom Nachbarsitze her ein Tasten nach dem Schenkel.

Man schließt die Augen und vergisst des Tags Geplänkel...
Umspült von Lärm, verseuchter Luft und Schmutz bedrängt,
schweigt vornehm und gelassen eine Brasserie,
in der wie leises Wehen ein Erinnern hängt
an jene Zeit der stillen Tage in Clichy.


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Samstag, 27. Januar 2007
Vereinsamung
By fayerthag, 12:27


Ich werde nie mehr dir die Worte flüstern,
von denen du des Nachts geträumt
in deinem weißen Bett im weißen Zimmer,
wo ganz in Weiß, mit Apparaten klickend
die weißen Schatten glitten,
die sich wohl Schwester nannten oder Arzt ?

Und du,
den Kopf zum lichten Fleck
auf deiner Netzhaut hin gewendet
sprachst zu den Nebeln, die dich riefen,
wobei dein Mund sich zuckend kaum bewegte,
und horchtest auf die Stimmen,

durch die, zu selten nur und wie von Ferne,
eine „liebe Mutter“ sagte.
Ein Schatten neigte ganz verdunkelnd sich zu dir hin,
hob deine Hand und führte -
du spürtest Zärtlichkeit -
die mageren kalten Finger an sein Herz.

Dann schwand der Schatten
und die weißen Schemen tanzten wieder
durch den Nebel.


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Mittwoch, 17. Januar 2007
Blinde Begegnung
By fayerthag, 18:23


Papier?
dachte die Tasthand.
Gehobene Brauen und magere Wangen
als Rahmen für emsigen Lippenton.

Papier!
Glatt, vielleicht glänzend,
dachte er hinter der schwarzen Brille,
die das Licht , das Licht? fernhielt
von seinen erloschenen Augen.

Papier,
das einmal Baum war,
anderswo.
Könnte dienen als Serviette,
auch, Lächeln, intimer,
oder zum Fidibus.

Papier
fiel zu Boden.
Zertreten und ungelesen
unsterblich gedachte Verse.

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Donnerstag, 11. Januar 2007
Klagenfurt, schneeloser Jännertag
By fayerthag, 23:24


Der weite Platz, auf dem die alte Steinskulptur
nicht mehr erschrecken will,
da selbst des Ungeheuers Dräuen
als Wasserspeier ist verstummt,
er fröstelt unterm Raureifmantel,
den ihm der frühe Morgen angelegt.

Kaum heben ihre Blicke spärliche Passanten,
die noch den Nachtdunst auf den Stirnen tragen,
wenn sie mit Vorsicht
auf dem glänzend glatten Pflaster,
auf dem ein Sturz mit Knochenbrüchen droht,
zu ihren Arbeitsstätten hasten.

Dann spielen den gewohnten Rot-grün Wechsel
ringsum die Ampeln und die Autos kreisen
vorbei an Schaufenstern, Geschäftportalen,
die noch im Weihnachtsschmucke glitzern.
Ein fettes Bettelweib sucht erste Opfer,
und Duft von Röstkastanien weckt den Tag.

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Begegnung auf der Uferstraße
By fayerthag, 23:15

Was hat er noch in unsrer Welt verloren,
der müde Alte, den wir Gott einst nannten,
wenn wir in dunklen Kirchenhallen
die Kerzen feierlich ihm angezündet?

Das helle Land seh ich vorüberziehen,
schwer liegt der Dunsthauch auf den Wassern,
und in den fernen Fenstern spiegelt sich,
vielleicht, ein Himmel.

Kaum ein Passant noch auf den Seitenwegen,
indes auf  breiter Straße dicht gedrängt
folgt Auto hinter Auto,
benzingetrieben, dieselschluckend.

Selbst durchs geschloss’ne Fenster
dringt Motorenlärm, zu dem verstärkt
sich noch gesellt das dumpfe Dröhnen
aus Musik und Schlagzeugvibration.

Wenn ich dann überrascht ein schwarzes Bündel
von ferne  zu erkennen meine,
das mühsam auf den Stock gestützt
sich in den frühen Abend langsam schleppt,

halte ich an und laufe zur Begegnung jener,
die mir als alte Frau,
als müder Alter,
entgegen tritt.

Ich blicke in ein zeitenloses Angesicht,
in Augen blicke ich,
die der Liderdeckel Falten
kaum verhüllt,

doch ohne zu verhalten geht vorbei an mir
mit mühsam angehobenen Schritten
der Fremde
hin zu einem Ufer

wo er den Vögeln
und den Hunden
lächelnd – doch ich seh es nicht -
Nahrung streut.

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Sonntag, 29. Oktober 2006
Drehkreuz
By fayerthag, 11:01



Der Zug, er nähert sich dem Ziele.
Im Wasserkessel fröstelt Wasser.
Der Fahrgast denkt schon an Kaffee.

Der Wasserkessel wärmt das Wasser.
Der Fahrgast hat bereits bestellt.
Der Zug hat fast sein Ziel erreicht.

Der Fahrgast wartet noch geduldig.
Der Zug erreicht, durchquert sein Ziel.
Im Wasserkessel dampft das Wasser.

Der Zug fährt aus dem Ziel ins Ungewisse.
Vom Kessel durch den Filter zischt das Wasser.
Der Fahrgast schließt die Augen beim Kaffeegenuss.

Der Wasserkessel ist vertrocknet.
Der Zug erstickt im schienenlosen Nichts.
Vom Fahrgast gibt es keine Spuren.

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Freitag, 01. September 2006
Auch ein Sterbender im Feld
By fayerthag, 12:54

Ob es wohl ein altes Lied war,
das er,
unhörbar für die anderen,
sang mit kaum bewegter Lippe,
sang durch den keuchenden Atem,
den blutigen Husten,
indes die scharrenden Nägel
kratzender Finger
sich in der schwarzen Erde krümmten.

In den trockenen Spalt
der lastenden Lider
drang rot
der stürzende Horizont.

Liebe Fensterlein?
lispelten seine Lippen,
wie wahr! 
Doch dunkel stieg herab
von den fernen Hügeln
bereits der hungrige
Schnitter.

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Montag, 31. Juli 2006
Herzstation
By fayerthag, 13:01


Wer hat das wilde Pferd
in meinen Leib gesetzt,
dass es nun tanzt
und mich zu Tode hetzt?

Ich schlage mich mit den Dämonen,
die meine Adern jetzt bewohnen,
mit Meißeln meine Stirn zerpochen.
So lass den Schlaf mich jetzt beschwören,
den mir der Schmerz gebrochen.

Rot brandet, rauscht im Ohr das Blut.
Ich will vergessen Sinn und Zeit,
bis dann die fremde Stimme sagt:
Es ist so weit!

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